Ok, ich muss zugeben, gerade bin ich mit dem Projekt in einer Art Durststrecke angekommen.
Ich weiss nicht ob es hauptsächlich daran liegt, dass mich im Moment eh alles frustriert, oder daran, dass die Sony A7 einfach eine – zumindest für mich – ganz enorm frustrierende Kamera sein kann.
Um nur eines von vielen Beispielen zu geben: Ihre Vorliebe, in dunklen Situationen grundsätzlich mit Blende 4 und 1/60s zu belichten, komme was da wolle.
Mit meiner langjährigen Erfahrung im IT-Sektor ist mir natürlich vollkommen klar, wie es dazu kommen konnte.
Im Lehrbuch steht: Die minimale Belichtungszeit bei der man ein Bild noch unverwackelt hinbekommt ist normalerweise der Kehrwert der Brennweite. Bei einem 55er-Objektiv ist dies 1/55, oder die nächste normalisierte Zahl in einer Standard-Brennweitenfolge, nämlich 1/60.
Im Lehrbuch steht weiterhin dass die wenigsten Linsen bei Offenblende wirklich gut abbilden, aber bei Blende 4 kann man nicht so viel falsch machen.
Nur ist 1/60 bei Blende 4 in der Praxis natürlich ganz genau das, was man nicht will, denn das reicht nur theoretisch und “gerade noch so”… die Chancen stehen sehr gut, dass man das Bild damit verwackelt. Und warum man bei dem zugegebenermaßen wirklich ganz grandiosen Carl Zeiss FE 55mm f1.8 unbedingt grundsätzlich auf Blende 4 gehen möchte, das erschließt sich auch nicht.
Es gibt mehr oder weniger drei Möglichkeiten, was hier schiefgegangen ist:
- Der Firmware-Programmierer hat die Belichtung streng nach Lehrbuch zusammengepflastert und weder nach links noch nach rechts gedacht. Fotografiert hat er auf jeden Fall in seinem ganzen Leben noch nie, ansonsten wäre er auf diese bescheuerte Idee nicht gekommen. Oder
- Der Firmware-Programmierer hätte gerne eine richtig tolle Belichtungsautomatik gebaut, aber sein Projektmanager hat ihm keinerlei Zeit und/oder Resourcen dafür zur Verfügung gestellt, weil er in seinem ganzen Leben noch nie fotografiert hat und deshalb die Notwendigkeit nicht gesehen hat. Oder
- Irgendjemand von ganz oben hat noch nie in seinem Leben fotografiert und hat deshalb irgendwann gesagt: Das Ding muss jetzt sofort fertig werden, mir egal wie schrottig es dann ist. Und irgendwo im Hause Sony sassen dann ein Firmware-Programmierer und/oder ein Projektmanager, vergruben heulend den Kopf in die Hände und dachten sich “…und es hätte so eine tolle Kamera werden können”.
Wir fassen also zusammen: Irgendjemand in der Kette von Programmierer bis Top-Manager hat noch nie in seinem Leben fotografiert.
Tja, und das darf einfach nicht passieren, wenn man eine Kamera entwickelt.
(und ja, mir ist klar, die A7R Mark II macht das alles besser und lässt die ISO-Automatik individuell konfigurieren. Aber das ist nicht mein Punkt; es ist ein Hohn, 2000 Euro für das Nachfolgemodell einer Kamera ausgeben zu müssen, nur weil bei der ersten Version irgendjemand vollständig unfähig und fehl am Platze war. So einen Seriendefekt, und nichts anderes ist es, kann und sollte man per kostenlosem Firmware-Update fixen)
Wie gesagt, vielleicht liegt es ja alles daran dass ich gerade eh frustriert bin und dringend mal wieder Musik machen sollte aber weder den Raum noch die Leute noch das Publikum dazu finde und einen irrsinns Schiss davor habe irgendwann mal wie mein Vater zu enden… aber tatsächlich bin ich gerade nicht sicher, ob ich dieses Projekt mit dieser Kamera durchhalte. Wollt ich nur mal gesagt haben.